Die Geschichte des Handballs in der Region Flensburg
„Geht doch!", leuchtete auf der großen Videowall vor der Flensburger Campushalle, prangte auf den unzähligen verteilten T-Shirts. Ein Satz sagte alles über die Erleichterung, die von der SG Flensburg-Handewitt abfiel. Mit dem 41:32 gegen die HSG Nordhorn wischte sie in souveräner Manier die letzten theoretischen Zweifel an der ersten Deutschen Meisterschaft weg. 6000 jubelten am 16. Mai in der Halle, ebenso viele vor dem „Handball-Tempel", wo der „historische Akt" auf einem großen Bildschirm übertragen wurde. 2004 - das war das Jahr der Nordlichter. Neben der Bundesliga-Spitze wanderte auch der DHB-Pokal an die dänische Grenze. Im der Champions League reichte es zu einem mehr als beachtlichen zweiten Rang.
Flensburg - eine Handball-Hochburg? Ja. Aber nicht nur heute, sondern seit 80 Jahren. Schon 1924 zog die Flensburger Turnerschaft, praktisch ein Urahn der heutigen SG, in ein Halbfinale auf nationaler Ebene ein. Damals allerdings noch im Feldhandball. Für eine weitere Befruchtung der lokalen Handball-Szene sorgte 1935 eine Fusion. Die Turnerschaft und der Männer-Turnverein vereinigten sich zum Flensburger Turnerbund. Kurz FTB - drei Buchstaben, die für eine Menge Handball-Nostalgie stehen. Die Saat ging nach Kriegsende auf. 1946 und 1947 schlitterten die Flensburger nur knapp an der Meisterschaft in der britischen Besatzungszone vorbei. Bis zu 5000 Zuschauer verfolgten die Heimspiele des FTB, der mit Siegfried Perrey und Bernd Kuchenbecker auch zwei überregional bekannte Handballer aufstellte.
So allmählich trat der Hallenhandball neben die Feld-Version. Im Februar 1949 eine erste inoffizielle Meisterschaft. An einem interzonalen Turnier in der Münsterlandhalle nahmen acht Mannschaften aus Berlin, Nord-, West- und Süddeutschland teil. Darunter auch der FTB, der erst im Endspiel am RSV Mülheim mit 6:9 scheiterte. Sportliche Erfolge feierten die Flensburger vorerst aber weiterhin auf dem Rasen, auch wenn zwischenzeitlich ein Streit um ein „zartes" Profitum zur Abwanderung der Oberliga-Spieler führte. Trotz der Konkurrenz einiger Lokalrivalen wie Flensburg 08 und VfL Flensburg hielt sich der FTB nicht nur in der höchsten Spielklasse, sondern verteidigte auch seine Vormachtstellung an der Förde.
Als die „Abtrünnigen" 1955 zurückkehrten, sorgte das Flensburger „Aushängeschild" wieder für glorreiche Schlagzeilen. 1957 Landesmeister; 1958, 1959 und 1962 sogar Norddeutscher Meister. In den Endrunden um nationale Lorbeeren erwiesen sich dann aber Leutershausen, Waldhof Mannheim und FA Göppingen als zu stark. Mit Volker Schneller, Trutz Kob und Sönke Voß wirkten schon drei Akteure mit, die später noch einmal Bundesliga-Luft wittern sollten. Vorerst erwies es sich aber als Fehler, dass die „Trumpfkarte" hauptsächlich „open air" hieß. Als 1965 die zweigeteilte Hallenhandball-Bundesliga entstand, fehlte Flensburg.
Der FTB fand sich gemeinsam mit den Lokalrivalen Stern, Flensburg 08 und dem TSV Vorwärts in der „Zweiten Liga", der Oberliga, wieder. Das sollte sich ändern; das erklärte Ziel lautete: Aufstieg in die Bundesliga. 1968 qualifizierten sich die Mannen von Trainer Ernst Krüger, ein Sport-Dozent, erstmals für die Aufstiegsrunde, rückten nach dem Scheitern aber zumindest in die neu geschaffene Regionalliga auf. Ein Jahr später gesellte sich Flensburg 08 dazu und griff mit Trainer Wilfried Tetens, 1976 Olympia-Schiedsrichter, sowie dem späteren Nettelstedter Bundesliga-Akteur Peter Pickel an. Nach zahlreichen Regionalliga-Doppelveranstaltungen in der 1300 Zuschauer fassenden Idraetshalle hieß der Sieger FTB.
20. März 1971: 1:1 stand es zwischen den Flensburgern und Münster 08. Ein Entscheidungsspiel in der Alsterdorfer Sporthalle zu Hamburg musste klären, wer in die Bundesliga Nord aufsteigen durfte. Sage und schreibe 1300 Nordlichter pilgerten an die Elbe. Die Spieler waren von der Unterstützung überwältigt, Mannschaftsführer Sönke Voß begeistert: „Flensburger, ihr seid `ne Wucht!" Dem FTB glückte ein 14:13. Flensburg lag im Freudentaumel. Die aus dem Aufstieg resultierende Euphorie verflog jedoch schnell. Ein Sieg gegen Bad Schwartau und ein Unentschieden gegen den Hamburger SV blieben die einzigen Erfolgserlebnisse. Abstieg! Als TSB Flensburg - der FTB fusionierte mit dem TSV Vorwärts - plante man einen erneuten Vorstoß in die Elite-Liga.
Vorerst regte sich aber das Handball-Leben am Stadtrand und in der Umgebung. Der ETSV Weiche stieg 1969 in die Oberliga auf und erkämpfte sich immer mehr den Status der „zweiten Geige". Die „Eisenbahner" hatten nur ein Problem. Sie hatten keine geeignete Spielstätte. In dieser Situation erwies sich der Handewitter SV aus dem westlichen Umland der Stadt Flensburg als geeigneter Partner. 1975 entstand dort die heutige Wikinghalle. Am 17. Juni 1974 bildeten die Vorstände um Manfred Werner, Peter Holpert (beide Weiche), Günter Ahlers und Horst Andresen (beide Handewitt) aus den beiden Handball-Abteilungen bundesweit eine der ersten Spielgemeinschaften überhaupt: die SG Weiche-Handewitt. Bereits im Februar 1976 glückte der Sprung zum TSB Flensburg in die Regionalliga.
Ein Streit 30 Kilometer südlich, beim damaligen Regionalligisten Schleswig 06, sorgte für weiteren, frischen Wind beim jungen Klub. Henning Lorenzen übernahm das Traineramt und ab 1978 auch die Funktion des SG-Leiters. In seinem Schlepptau verstärkten zahlreiche Akteure die Handballer vom Flensburger Stadtrand. Darunter der Torwart Peter Rickertsen, der es später als Trainer stets verstand, aus vermeintlichen, krassen Außenseitern konkurrenzfähige Teams zu formen. Oder Jan Glöe, ein zwar schlaksiger, aber wurfstarker Rückraum-Schütze. Oder Holger Thiesen, ein trickreicher Linkshänder, der auch auf der Spielmacher-Position glänzte. Erste Säulen einer zukünftigen Bundesliga-Mannschaft existierten. Schon in der Serie 1976/77 der erste Achtungserfolg. Mit einer neuformierten Mannschaft gelang auf Anhieb ein dritter Platz in der Regionalliga - vor dem TSB. 1978 kämpfte sich die SG sogar bis ins Halbfinale des DHB-Pokal vor. Erst beim ruhmreichen VfL Gummersbach gab es eine unverdiente 13:16-Niederlage. „Das war das schwerste Heimspiel der Saison", gestand Handball-Legende Joachim Deckarm.
Die Flensburger Konkurrenz vom TSB schlug aber noch einmal zurück. Nach der Norddeutschen Meisterschaft endete die Relegation gegen die Reinickendorfer Füchse am 9. Juni 1979 mit dem Aufstieg in die Bundesliga. Diesmal sollte der Ausflug ins Handball-Oberhaus nicht in einem einjährigen Intermezzo münden. Der Etat stieg auf damals stolze 290.000 Mark, auch weil sich der Erotik-Konzern „Beate Uhse" als Trikotsponsor mobilisieren ließ. Die Mannschaft mit eigenen Kräften wie Wilfried Desler, Boy Boysen oder Hans Joachim Krüger wurde mit dem Finnen Ari Halme oder Dirk Sommerfeld verstärkt. Doch Trutz Kob und Dieter Naujeck, die ein Trainergespann bildeten, mussten bald erkennen, das all diese Bemühungen nicht ausreichten. „Beates Buben" kassierten eine Schlappe nach der anderen. Am Ende mussten die Flensburger mit nur zehn Punkten wieder absteigen.
Danach war es die SG Weiche-Handewitt, die das Handball-Geschehen an der dänischen Grenze dominierte. 1981 errang die neue Macht überraschend die Regionalliga-Meisterschaft. Gegen die finanzstarken Reinickendorfer Füchse ging es um den Aufstieg. Die Berliner Presse spottete über „Kanonenfutter" und „Feierabend-Handballer". SG-Regisseur Holger Thiesen konterte: „Durch den Handewitter Forst ist noch kein Fuchs lebend gekommen." Den Berlinern gelang es hauchdünn. Nach Hin- und Rückspiel hatten sie ein Tor mehr auf dem Konto.
Die SG Weiche-Handewitt steckte aber nicht auf. Nach drei Jahren in der neu gegründeten Zweiten Bundesliga leitete ein 33:19 im letzten Derby gegen den TSB den Marsch nach oben ein. Relegation! Nachdem die erste Partie mit einem mageren 19:17 geendet hatte, schlug am 19. Mai 1984 in Griesheim die „große Stunde" der SG: Mit einem 30:26 rückte sich der „Dorfverein" in das Rampenlicht des bundesdeutschen Handballs.
Die Bundesliga belächelte den Neuling zunächst als exotisches Beiwerk. Dieser revanchierte sich. Der Mythos „Hölle Nord" erwachte. In Handewitt und Umgebung herrschte riesige Begeisterung. Etwa 1500 Handball-Fans wohnten den Heimspielen ihrer SG bei. Sie erlebten eine sensationelle Saison. Bereits „totgesagt", rollte der „potentielle Absteiger" das Feld von hinten auf, um am letzten Spieltag durch ein 20:25 gegen Mitkonkurrent Lemgo den sicher geglaubten Klassenerhalt fast wieder aus der Hand zu geben. Doch Bergkamen spielte gegen die „Füchse" nur unentschieden. Die SG blieb in der Bundesliga - und das Fassungsvermögen des Sportzentrums wurde auf 2000 Zuschauer erweitert.
Das „Team der Namenlosen" erhielt langsam Auffrischung durch auswärtige Spieler. Milomir Mijatovic war 1985 der erste Star. Ihm folgten Ende der 80er Jahre mit Rainer Cordes, Jörg-Uwe Lütt und Michael Menzel die ersten deutschen Nationalspieler. Einen Abstieg nach der dritten Saison reparierte die SG auf Anhieb. 1989 glückte mit dem sechsten Rang die beste Platzierung überhaupt. Ein Jahr später der große „Katzenjammer": Vier Trainer hatten es versucht, doch letztendlich stiegen die „Nordlichter" 1990 zum zweiten Mal ab.
Parallel zu dieser Entwicklung zeichnete sich immer mehr ab, dass die SG Weiche-Handewitt an „ihre ökonomischen Grenzen" gestoßen war. Der Geldbedarf wuchs stetig, aber die Flensburger Wirtschaft übte sich in Zurückhaltung. Aus einem simplen Grund: Der Stadtname fehlte in der Vereinsbezeichnung. Nach jahrelangen Anregungen hatte man im März 1990 endlich die Lösung parat. Die SG Flensburg-Handewitt wurde ins Leben gerufen, um „die Kräfte im Nordbezirk" zu bündeln. Der neue TSB-Vorsitzende Frerich Eilts und Manfred Werner, Manager des alten und neuen Konstrukts, waren die treibenden Kräfte der „Super-SG". Während sich der ETSV Weiche zurückzog, ging der Handewitter SV mit dem inzwischen in der Drittklassigkeit abgetauchten TSB Flensburg eine neue Ehe ein.
Aller Anfang war aber schwer. Mehr als ein vierter Platz in der Zweitklassigkeit sprang nicht heraus. Vor allem im Spätherbst kriselte es bei der neuen SG. So sehr, dass sogar Manager Manfred Werner das Handtuch warf. „Es ist eine bittere Stunde, die eine Neuorientierung in unserer Vereinspolitik und Vereinsstruktur nötig macht", sagte er, um bald zurückzukehren. Denn schon im Frühjahr 1991 herrschte wieder Aufbruch-Stimmung. Der Trainer „Noka" Serdarusic forderte Verstärkungen, mit Walter Schubert, Horst Wiemann und Thomas Buchloh heuerten gleich drei erfahrene Bundesliga-Akteure im Norden an. Das Resultat war fantastisch: 52:0 Punkte und die Qualifikation zur Aufstiegsrunde. Dort entwickelte sich ein dramatischer Dreikampf mit Bad Schwartau und Dutenhofen. Jedes Tor zählte. Ein 31:23 in Stuttgart besiegelte schließlich am 22. April 1992 den Bundesliga-Aufstieg. Damit noch nicht genug, rückte die SG in das Finale des DHB-Pokals vor und scheiterte erst am Titelverteidiger TUSEM Essen - nach Siebenmeterwerfen.
Trotz großer Vorschusslorbeeren brachte die kommende Serie eine Enttäuschung: Die SG kämpfte von Anfang an gegen den Abstieg. Selbst ein Trainerwechsel - der Däne Anders Dahl-Nielsen kam - verpuffte. Der Klassenerhalt misslang trotz eines positiven Torverhältnisses. Eigentlich; denn im Sommer 1993 überschlugen sich die Ereignisse. Der Konkurs des TSV Milbertshofen rettete das „Nordlicht". Und als Bonus zog es Nationaltorhüter Jan Holpert von München zurück in seine Heimat. Diese Verpflichtung markierte einen Wendepunkt in der Vereinsgeschichte. Seit der Saison 1993/94 hatte die SG Flensburg-Handewitt ein „Abo" auf einen Platz unter den ersten Vier.
Das Umfeld erhielt immer mehr Professionalität. Neue ökonomische Größen engagierten sich für den Handball in der Fördestadt, der Etat wuchs, und die Flensburger Fördehalle (3500 Zuschauer) löste die Wikinghalle (2000 Plätze) ab. 1995 legte man den Grundstock für die „Bundesliga GmbH & Co. KG", um die Stammvereine aus der Haftung zu entlassen. Manfred Werner und Dierk Schmäschke wurden als Geschäftsführer benannt. Die Mannschaft reifte mit Akteuren wie Holger Schneider, Jan Eiberg Jörgensen, Matthias Hahn, Jan Fegter, Lars Christiansen, Christian Hjermind oder Roger Kjendalen. Seit 1995 ist die SG aus den internationalen Wettbewerben nicht mehr wegzudenken. 1996 folgte die erste Vize-Meisterschaft, 1997 die zweite.
„Wenn man einen Titel holt, schreibt man Geschichte", setzte sich Trainer Anders Dahl-Nielsen am 19. April 1997 schließlich selbst ein Denkmal. Der EHF-Pokal wanderte an die Flensburger Förde, der dänische Kontrahent Virum Sorgenfri war beim 30:17 nicht mehr als ein Sparrings-Partner. Für weitere Impulse sorgte Erik Veje Rasmussen, der ab Sommer 1998 sein Glück auf der Trainerbank versuchte. In der Bundesliga fehlte ihm aber das Fortune. 1999 zerstörte der THW Kiel die Titelträume, 2001 verlor die SG das „Endspiel" in Magdeburg. Und 2000? Die wohl „tragischste" Bilanz: In der Meisterschaft fehlten 16 Tore, im EHF-Cup gewann Metkovic Jambo nur aufgrund eines auswärts mehr erzielten Treffers, und im Pokal hatte der THW Kiel in der Verlängerung den längeren Atem. Dreimal Zweiter in wenigen Wochen - der „Ewige Zweite" war in aller Munde.
Durchgreifende Erfolge feierte die SG zunächst „nur" international. 1999 der City-Cup und 2001 sogar der Cup der Pokalsieger. Nach zwei dramatischen Endspielen gegen Ademar Leon hatte Jan Holpert kurz vor Schluss den entscheidenden Siebenmeter pariert. Schöne Momente, aber an der dänischen Grenze träumte man immer mehr vom Bundesliga-Thron. Andrej Klimovets, Christian Berge, Lars Krogh Jeppesen, Joachim Boldsen, Sören Stryger und Marcin Lijewski bereicherten allmählich das Leistungsniveau der SG, die neue, 6000 Zuschauer fassende Campushalle verbesserte die Einnahme-Situation, und eine Geschäftsstelle festigte die Strukturen.
Im Sommer 2002 sahen sich die Gesellschafter Frerich Eilts und Helmut Ermer zu einem weitgehenden Entschluss gezwungen. Sie setzten Thorsten Storm, bislang im Marketingbereich des THW Kiel tätig, als neuen Geschäftsführer ein. Manfred Werner zog sich im Gegenzug aus dem „Alltagsgeschehen" zurück. „Ich möchte in den nächsten drei Jahren die Nummer eins werden", verkündete Thorsten Storm. Gleich die erste Saison mauserte sich zu einem Erfolg. In der Bundesliga war die SG der erste Verfolger des „Jahrhundert-Meisters" Lemgo, ehe am 13. April 2003 der erste nationale Titel gefeiert wurde. In Hamburg markierte Lars Christiansen per Gegenstoß das 31:30 gegen Essen. Die SG Flensburg-Handewitt war DHB-Pokalsieger. Trotz des Jubels brodelte es hinter den Kulissen heftig. Der zweite Geschäftsführer Dierk Schmäschke stieg aus, der scheidende Trainer Erik Veje Rasmussen rechnete per „Brandrede" mit Thorsten Storm ab, und Kapitän Jan Fegter wurde nach acht Jahren ausgemustert.
Der "Neue", Thorsten Storm, stand heftig in der Kritik. In der Saison 2003/2004 zeigte sich aber, dass der eingeschlagene Weg goldrichtig war. Der schwedische Coach Kent-Harry Andersson formte die Truppe zu einem "Kollektiv", das selbst eine 19:30-Heimniederlage gegen Magdeburg kompensierte. Neuzugang Johnny Jensen ließ sich mühelos integrieren. Schon im November setzte die SG die Weichen auf Meisterschaft - mit einem Sieg in der Kieler Ostseehalle. Auch im Pokal und in der Champions League lief alles nach Plan. Der "Tanz auf drei Hochzeiten" endete nur auf internationalem Parkett mit einer kleinen Ernüchterung. Die Slowenen aus Celje hatten in den Endspielen die größeren Kraft-Reserven. Dafür glückte auf nationaler Ebene der doppelte Triumph. Das "Double" verbannte den "Ewigen Zweiten" endgültig in das Reich der Handball-Geschichte.
Kent-Harry Andersson träumte indes von den nächsten Zielen. Die Verteidigigung der Meisterschaft und den erstmaligen Gewinn der Champions League. Doch die Hoffnungen in der Königsklasse zerstörte ein Freiwurf-Tor in letzter Sekunde. Nach einem 22:36-Debakel in Montpellier kratzte die SG am Wunder, um am Ende "nur" mit 32:19 zu gewinnen. In der Bundesliga schlug sich die SG famous, kurvte mit nur acht Minuspunkten durch die Saison, obwohl die Krebserkrankung von Christian Berge seit Oktober 2004 die Gemüter belastete. Zur Titelverteidigung reichte es nicht ganz, da der THW Kiel eine noch effizientere Serie erwischte. Dafür bezwang die SG im Final Four die "Zebras" mit 33:31. Der Pokal-Hattrick war perfekt! "Dieser Pott ist Christian Berge gewidmet", sagte SG-Kapitän Sören Stryger.
In der Saison 2005/2006 musste die SG-Fan-Gemeinde nach langer Zeit mal wieder auf eine große Siegesfeier verzichten. Es war Pech im Spiel! Schon Ende September schied die SG im DHB-Pokal aus. Das Los hatte den Nordlichtern ausgerechnet die Ostseehalle beschert, wo man erst nach Verlängerung die Segel strich. Auch in der Bundesliga lief der THW Kiel zunehmend davon. Geballte Verletzungssorgen - mal am Kreis, dann unter den Linkshändern - machte Kent-Harry Andersson zu schaffen. Kurz vor Weihnachten riss nach 27 Monaten sogar eine unglaubliche Heimserie nach 39 Siegen - gegen Gummersbach. Immerhin: Die Qualifikation für die Champions League war als Vize-Meister nicht in Gefahr. Und in der Königsklasse vertrat die SG die Bundesliga-Farben sogar im Halbfinale. Der spätere Champion BM Ciudad Real war aber ein zu harter Brocken. SG-Manager Thorsten Storm blickte kämpferisch nach vorne: "Wir müssen unseren Kader weiter verbessern, weiter an uns arbeiten und finanziell nachlegen."
Doch auch die Serie 2006/2007 begann mit Rückschlägen. Trainer Kent-Harry Andersson musste am Innenohr operiert werden und fiel bis Weihnachten aus. Als Interimscoach fand sich der Isländer Viggo Sigurdsson. Ein Glücksfall in dieser Situation. Unter seiner Ägide tanzte die SG bis zur WM-Pause auf allen drei Hochzeiten. Die Unterbrechung tat der SG allerdings nicht gut, die Verletzungssorgen summierten sich. Neuzugang Frank von Behren laborierte an einem Kreuzbandriss, Sören Stryger erwischte ein "Seuchenjahr", und Blazenko Lackovic kämpfte mit Knie-Problemen, um nur die Spitze vom Eisberg zu nennen. In der Bundesliga fiel die SG zurück, behauptete aber einen dritten Rang, der die erneute Qualifikation für die Champions League sicherte. Im Final Four war im Halbfinale Endstation. 33:34 gegen den THW Kiel, ein "Wembley-Tor" stoppte eine rasante Aufholjagd. Immerhin erreichte die SG zum zweiten Mal die Endspiele in der Königsklasse. Gegner: der THW. Ein Schleswig-Holstein-Duell auf höchster Ebene! Die Kieler behielten mit 28:28 und 27:29 knapp die Oberhand. Derweil rüstete sich die SG für die Zukunft. Nach dem Sportlichen Leiter Anders Dahl-Nielsen heuerte Fynn Holpert als Geschäftsführer bei der SG an. Pünktlich zum Karriere-Ende seines Bruders Jan. Fynn Holpert unterschrieb einen Fünf-Jahres-Vertrag. "Das ist ein klares Zeichen von der SG und von mir“, sagte der Neue.